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Workshop „Schulung der Medienkompetenz für die Selbsthilfearbeit Psychiatrieerfahrener“

Bericht über die Teilnahme am Workshop „Schulung der Medienkompetenz für die Selbsthilfearbeit Psychiatrieerfahrener“, veranstaltet vom Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e. V., am 17.08.2012, in Hamburg

Nach dem Eintreffen der Teilnehmer – incl. der Referenten waren es ca. 10 – begann die Vorstellungsrunde um 11.00 Uhr. Der Tagungsort waren die Räumlichkeiten des Paritätischen Wohlfahrtverbandes Hamburg, der recht zentral gelegen ist und auch leicht zu finden. Die Referentin Ruth Fricke las dann ein Impuls-Referat des BPE zum Thema der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention für Psychiatrie-Erfahrene vor. Sie merkte an, dass die größte Behinderung bei psychischen Erkrankungen immer noch das Stigma ist. Seitens des DGPPN (Berufsverband der Nervenärzte) gilt jedoch immer noch die Haltung, dass von seiten der Psychiater nur mit Zwang und Gewalt „geholfen“ werden kann, so dass von dieser Seite nicht angedacht ist, die Konvention auch umzusetzen. Durch das „Hilfesystem“ Gemeindepsychiatrie wird durch die Fremdbestimmung und Bevormundung der Hilfebedarf durch Verunselbständigung des Erkrankten immer größer und Ressourcen gehen verloren. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion, in deren Verlauf geäußert wurde, dass Psychiatrieerfahrene klein gehalten werden und gerade nur so noch existieren dürfen, und es müssten gesamtgesellschaftliche Mißstände geändert werden, die Medikamente können nur als Krücke dienen, es ist jedoch eher das Ziel der Psychiatrie, die gesellschaftlichen Zustände beizubehalten.

Das war der Theorieteil.

Nach einer Pause ging es dann um das Thema „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, warum?“

Der Sinn der Pressearbeit ist dabei, die Kompetenz in medialen Bereich zu erhöhen. Über Presseinformationen kann man sehr gut Veranstaltungen ankündigen. Auch soll über wichtige Themen informiert werden. Presseinformationen lanciert man am besten in regionalen Printmedien, z. B. den örtlichen Tageszeitungen, den Wochenzeitungen und Anzeigenblättern, sowie den nicht überall vorhandenen Amtsblättern und Stadtzeitungen. Sie werden gern von den Lokalredaktionen genommen und gedruckt. Es empfiehlt sic dabei, den Namen des Lokalredakteurs über das Impressum ausfindig zu machen und diesen dann direkt namentlich anzusprechen. Auch überregionale Printmedien, z. B. Fachzeitschriften wie die „Psychosoziale Umschau“ empfehlen sich als Adressat einer Pressemitteilung, aber auch allgemeine überregionale Medien. Sowie auch Eigenmedien wie der BPE Rundbrief. Neben den Printmedien eignet sich auch das Internet als Veröffentlichungsorgan. Es ist aktueller als Printmedien sein können, erreicht dafür aber deutlich weniger Leser, vor allen Dingen auch deutlich weniger Psychiatrie-Erfahrene. Auch falsche und ungeprüfte Angaben finden sich im Internet. Der Hörfunk bietet auch häufig einen Veranstaltungskalender. Der Nachteil hierbei ist, dass Psychiatrie-Erfahrene sich leider dort namentlich „outen“ müssen. Der Bürgerfunk steht auch Bürgerinitiativen offen. Sie erreichen jedoch nur wenig Hörerschaft. Das Fernsehen ist für Veranstaltungshinweise eher uninteressant, es sei denn, es gibt einen offenen Kanal. Per Serienbrief kann man in kurzer Zeit preisgünstig alle Onliner - und nur diese – erreichen. Ferner gibt es noch die Möglichkeit, Informationen über Newsletter zu verschicken, über Foren und Blogs. Oder eben per Flyer und Plakaten Veranstaltungen anzukündigen. Dieses leitete über zum Thema Teil II – Training – „Planung einer Veranstaltung“. Bei dem Entwurf eines Flyers ist zunächst zu fragen, was wir denn vermitteln wollen. In diesem Falle eine fiktive Informationsveranstaltung über die Behindertenrechtskonvention (entscheidend für Psychiatrie-Erfahrene sind hierbei die Artikel 12, 14, 17 und 19 – nur so zur Info). Erreichen möchte man mit der Informationsveranstaltung Betroffene, Angehörige und Profis gleichermaßen. Es muss dann überlegt werden, wo die Flyer ausgelegt werden können und die Plakate ausgehängt. Es eigenen sich hierfür die „Schwarzen Bretter“ in den Supermärkten, die Büchereien, aber auch Orte, in denen Psychiatrie-Erfahrene sich aufhalten wie z. B. Tagesstätten und WfBM´s. Als Referenten zum Thema eigenen sich Juristen, vorgebildete Betroffenenvertreter und auc kundige Politiker. Die Flyer müssen so gestaltet sein, dass das Thema, der Referent und die Veranstalter, Datum und Uhrzeit sowie die vollständige Anschrift des Veranstaltungsortes aufgeführt sein sollten. Außerdem sollte das Thema erläutert werden. War anschließend keiner der eingeladenen Journalisten bei der Veranstaltung anwesend, kann man die Presseberichtserstattung auch selbst machen. Die Finanzierung der Flyer und sonstiger Materialien und Sachkosten erfolgt durch die Pauschalförderung der Krankenkassen sowie auch deren Projektförderung. Auch die Kommunen gewähren für gewöhnlich Selbsthilfeförderung.

Teil II – Praxis – Training

Hier referierte Herr Gangolf Peitz.

Für Pressemitteilungen besteht bei den Printmedien für gewöhnlich keine Veröffentlichungspflicht. Gerade auch in Selbsthilfezeitungen werden jedoch Veranstaltungshinweise gern genommen. Eine Presseerklärung sollte 1500 bis 1700 Zeichen nicht überschreiten. Der Absender sollte seine Kontaktadresse immer mit angeben. Eine Presseerklärung sollte in 3 – 4 Absätze gegliedert sein. Das Wichtigste sollte dabei am Anfang stehen, um den Einstieg spannend erscheinen zu lassen. Presseerklärungen kann man, um sie interessanter zu machen, gern mit Bild verschicken. Der erste Leser ist der Redakteur. Daher sollten Presseinfos nie anonym abgegeben werden.

Zu einer Pressekonferenz läst man die Vertreter der Medien, wenn man etwas zu erklären hat.

 Ein Pressespiegel ist eine Dokumentation des Veranstalters. Hier wird die Berichterstattung der Medien über die Informationsveranstaltung zusammengefasst, was für spätere Sponsoren sehr wichtig sein kann.

Eine Pressemitteilung über eine geplante Veranstaltung sollte nicht zu früh und nicht zu spät erfolgen. Einige Tage vor Redaktionsschluß bzw. Erscheinungsdatum wären ideal. Pressemitteilungen sollen in einer einfachen, klaren Sprache verfasst sein und keine oder nur wenige Füllwörter enthalten.

Es gab dann pünktlich um 16.30 Uhr eine Feedbackrunde der Teilnehmer, in deren Verlauf auch die Meinung geäußert wurde, dass die Veranstaltung zu lang war und am Nachmittag die Aufnahmefähigkeit nicht mehr gegeben war, und gegen 17.00 Uhr war die Veranstaltung dann auch beendet und die Teilnehmer traten mit einigen Infomaterialien die Heimreise an.

Insgesamt war die Veranstaltung sehr hilfreich und gelungen und die Referenten erwiesen sich als kompetent.

Sonja Schnurre