Pressespiegel

Psychiatrie-Erfahrene tauschten in Delmenhorst Erfahrungen aus

(Bremer Weser Kurier, Redakteur: Gerd Weber, Di, 12.09.2006) "Gewaltfrei leben": Unter diesem Motto stand ein Selbsthilfetag der niedersächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener in Delmenhorst. Rund 50 Teilnehmer waren aus Oldenburg, Cuxhaven, Leer, Osnabrück, Hannover, Lüneburg, Hildesheim, Göttingen, Wolfsburg und anderen Städten zu einem Meinungsaustausch angereist.

Im Mittelpunkt standen Diskussionen über die Ausgrenzungen von Psychiatrie-Erfahrenen aus der Arbeitswelt und Berichte über eine gewaltfreie Psychiatrie in Theorie und Praxis. Als Vorbild wurde die Psychiatrische Klinik in Herne dargestellt, die sich schon vor einem Vierteljahrhundert auf den Weg zu einer offenen Einrichtung machte.

In Herne gab es, wie in Delmenhorst auf dem Selbsthilfetag berichtet wurde, nie eine geschlossene Station. Die Zwangsmaßnahmen seien drastisch reduziert worden. Patienten und ihre Angehörigen wurden kooperativ in die Arbeit der Klinik einbezogen. Die Patienten nehmen an Volkshochschulkursen und Vereinsaktivitäten teil. Die Klinik gilt als Bestandteil der städtischen Gesundheitsversorgung.Kritisch gingen die Teilnehmer des Selbsthilfetages auf die Privatisierung der niedersächsischen Landeskrankenhäuser ein. Es herrschte die Meinung vor, dass die Ausschreibung zur Privatisierung ausgesetzt werden sollte, um die Rolle des eingeschalteten Beratungsunternehmens näher unter die Lupe zu nehmen. Das Unternehmen berate die Landesregierung, sei aber auch für einen aussichtsreichen Bewerber tätig.